Überflüssige Pfunde loswerden

23.02.2019

 

"Mit dem Anti-Diät-Ansatz soll man abnehmen können?" Diese Frage wird mir häufig in der Beratung gestellt und geht gewöhnlich mit großer Skepsis einher. Doch was ist das eigentlich, der Anti-Diät Ansatz? Das Konzept geht in die 1980iger Jahre auf Susie Orbach zurück, eine namhafte Psychoanalytikerin. Sie erkannte, wie schädlich Diäten für uns sind und dass Diäten dem Ziel einer Gewichtsreduzierung sogar entgegen wirken. Inzwischen ist der JoJo-Effekt allgemein bekannt, und genau darum geht es: Häufig führt gerade Diäthalten erst richtig zur Gewichtszunahme, zu Heißhungerattacken und im schlimmsten Fall zur Manifestation einer Essstörung!

 

Beim Anti-Diät Ansatz geht es darum, das Essen und nicht das Hungern zu lernen:

 

  • Ich höre mit dem Diäthalten auf.

  • Ich lasse meine Diätgeschichten Revue passieren.

  • Ich erkenne, dass Diäten wirkungslos sind.

  • Ich erkenne, dass Diäten das zwanghafte Verhalten noch verstärken.

  • Ich identifiziere meinen Hunger: Wann habe ich Hunger? Worauf richtet er sich? Es gibt keine verbotenen Lebensmittel mehr.

  • Ich esse alles langsam, ich schmecke alles und genieße es.

  • Ich habe ein Recht auf Essen.

  • Ich überwinde meine Scham und esse auch in der Öffentlichkeit.

  • Ich gewinne Selbstvertrauen durch genaues Achten auf und Befriedigen von Hungergefühlen, auch mein Nachholbedarf muss befriedigt werden.

  • Ich achte darauf, dass die Nahrungsmittel, die ich will, immer ausreichend vorhanden sind, dann kann ich auch aufhören, wenn ich satt bin.

  • Ich bin zufrieden mit kleinen Schritten, Rückfälle und Essdurchbrüche analysiere ich und lerne daraus.

  • Ich entwickle ein entspanntes Verhältnis zum Essen, werde mir jedoch trotzdem über meine Motivation zum Essen klar und beobachte auch meine Art des Essens.

  • Ich beobachte meine Essensmuster, die Umstände und Gefühle, die ich beim Essen habe in allen Einzelheiten.

  • Ich durchbreche die Fressanfälle, denn sie hören nicht automatisch damit auf, wenn ich mit meinem Diätverhalten aufhöre.

  • Ich höre auf zu essen, wenn ich satt bin. Das erreiche ich, indem ich Pausen beim Essen einlege und mich an neue Mengen gewöhne. Dies ist besonders wichtig, wenn ich nicht aus Hunger gegessen habe.

  • Ich lasse Essen übrig. Ich prüfe die Fragen, woher meine Schuldgefühle dabei kommen. Welche tief sitzenden Verhaltensmuster aus meiner Kindheit machen es mir schwer? Was passiert, wenn ich Essen übrig lasse? Wer ist oder wer war gekränkt?

  • Ich esse, wenn ich Hunger habe. (Achtung: Bei Anorexie und Bulimie ist die Wahrnehmung von Hungergefühlen oftmals unterdrückt. Diese Regel gilt daher für diesen Personenkreis NICHT)

 

Quelle: Orbach, Susie (1983), Anti-Diät-Buch

 

 

Ein empfehlenswertes Büchlein dazu ist "Lob des Essens" von Susie Orbach. Machen Sie eine Erfahrungsreise in die eigenen Essgewohnheiten, die Apelle des Anti-Diät Ansatzes bieten optimale Anregungen dafür. Ich biete Ihnen in meiner Praxis eine professionelle Begleitung zum Abnehmen mit dem Anti-Diät Ansatz, z.B. mit einer Esstagebuch-Begleitung, mit achtsamkeitsbasierter Methodik, Motivation stärkenden Hypnosen, analysierenden Imaginationen und kognitiver Arbeit, die stets den gesamten Kontext sowie Ihre persönliche Bedeutungsebene im Prozess mitberücksichtigt. Die Schritte des Anti-Diät Ansatzes von Susie Orbach sind auch für die Selbsthilfe hervorragend geeignet - ich begrüße es, wenn meine PatientInnen mit Essstörung auch bei den OA-Gruppen aktiv sind. Doch zurück zum Thema Abnehmen: Diäten sind energiereduzierte Kostformen. Bei einer deutlich energiereduzierten Kost (und das sind sehr niedrigkalorische Diäten sowie Mahlzeitenersatz mit Formula) nimmt der Mensch in relativ kurzer Zeit deutlich an Gewicht ab. Gerade nach solchen Crash-Diäten kommt es zu einem signifikanten JoJo-Effekt. Studien haben gezeigt, dass 30-50% nach solchen Crash-Diäten wieder zunehmen, und mehr als 50% nach 3-5 Jahren sogar ihr altes Gewicht wieder vorweisen, manche sogar Gewichtszunahmen weit über ihr altes Gewicht hinaus erfahren müssen. 

 

 

Mediziner und Ernährungsfachleute raten heute dringend von Crash-Diäten ab und plädieren für eine langsame Gewichtsreduktionen. Dabei sollten auch die körperlichen, psychischen und soziokulturellen Aspekte des Essens mit berücksichtigt werden! Zum Abnehmen empfohlen werden mäßig energiereduzierten Kostformen (wie z.B. alleinige Fettreduktion, energiereduzierte Mischkost, Law-Carb, d.h. kohlehydratarme-, fett- bzw.- eiweißliberale Kost). Mit solchen Kostformen lassen sich zwar deutlich weniger, aber immer noch 500 bis 800 kcal pro Tag einsparen. Doch wozu die Tortur einer Diät, wenn sich bereits bis zu 500 kcal pro Tag mit einer einfachen Ernährungsumstellung einsparen lässt! Hätten Sie das gedacht? Doch was genau bedeutet Ernährungsumstellung in diesem Zusammenhang, mögen Sie fragen?

 

 

Wenn Sie Probleme mit dem Essen oder ihrem "Appetit" haben, berate und begleite ich Sie gerne. An dieser Stelle soll es nicht um den Aspekt gehen, ob eine Essstörung vorliegt (siehe Test), oder die Frage, warum Essstörungen in unserer Gesellschaft noch immer so tabuisiert werden. Fakt ist, dass dysfunktionales Essen in unserer westlichen Kultur extrem weit verbreitet ist! Das betrifft Männer und Frauen gleichermaßen. Das mannigfaltige Diät-Angebot überall ist ein dazugehöriges Geschäftsmodell. Der Anti-Diät Ansatz dagegen ist eine geeignete und in meiner Praxis auch eine ganzheitliche Methode, dysfunktionalem Essen auf den Grund zu gehen.