NLP, was ist das?

29.09.2017
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NLP heißt "Neurolinguistisches Programmieren" und ist eine Methoden-Sammlung und Kommunikations-Technik, vielleicht sogar eine Kunst zu kommunizieren. Entwickelt wurde das NLP in den 70iger und 80iger Jahren von Richard Bandler (einem Psychologen, Mathematiker und Informatiker) und John Grinder (einem Sprachwissenschaftler). Die beiden US-Amerikaner prägten auch den Namen. Dabei sollte N-"Neuro" ausdrücken, dass die Veränderungen unsere Neuronen betreffen, welche maßgeblich an Lernprozessen beteiligt sind;  L-"Linguistisch" deutet an, dass sich die Veränderung mit Hilfe der Sprache vollzieht; und P-"Programmieren" macht deutlich, dass viele unserer Verhaltensweisen eine Art Programm darstellen, die durchaus veränderbar sind. Doch trotz seines technisch anmutenden Namens liegt dem NLP alles andere als ein mechanisches Menschen- und Weltbild zugrunde, wie wir noch sehen werden.

 

Die ersten NLPler beschäftigten sich intensiv mit der Frage, wodurch sich der Erfolg von gelungener Kommunikation genau auszeichnet. Dabei ging es nicht nur um Sprache, sondern auch um eine Art und Weise, wie Personen dies tun. Bei ihren Forschungen entwickelten sie dann das sog. Modellieren. Dadurch wird es möglich, einzelne Aspekte eines erfolgreichen Verhaltens bewusst zu machen, nachzuahmen oder noch weiter zu optimieren. Eine solche Arbeit lässt sich natürlich auch bei problematischem Verhalten anwenden.

 

Im NLP finden sich viele Interventionen und Grundannahmen aus der Gestalttherapie, der Hypnosetherapie sowie der systemischen Therapie wieder. Und das hat seine Geschichte:

 

Bandler und Grinder wurden im Rahmen universitärer Projekte beauftragt, die damalige Arbeit von sehr erfolgreichen Therapeuten wie Fritz Perls (dem Gründer der Gestalttherapie), Virginia Satir (einer Pionierin der Familientherapie) und Milton Erickson (dem großen Magier der Hypnosetherapie) zu "sezieren". Diese psychotherapeutischen Superstars der 60iger und 70iger Jahre waren im Begriff, viele der bis dahin allgemein anerkannten Methoden und Grundannahmen der Psychotherapie (nämlich Psychoanalyse und Verhaltenstherapie) zu revolutionieren. Es schienen sich zu jener Zeit genau die richtigen Leute zur richtigen Zeit am richtigen Ort zusammen zu finden. Und es entstand eine fantastische und hochkreative Synergie. Die weit bekannt gewordene Palo Alto Gruppe war eine Forschergruppe aus Psychiatern, Sozialarbeitern und Psychologen am MIR (Mental Research Institut) in Kalifornien, dessen Gründung vom Anthropologen Gregory Batson ausging. Nicht nur sein Einfluss mit Systemtheorien aus der Kybernetik, sondern auch der von Paul Watzlawik, einem Soziologen und Vertreter der philosophischen Strömung des sog. Konstruktivismus, prägten das NLP. Erst in den späten 80iger Jahren brachte Thies Stahl, ein Schüler von Richard Bandler, NLP nach Deutschland und die Methode konnte sich auch hier weiter verbreiteten.

 

Eine besondere Leistung des NLP ist nicht nur die Arbeit mit Sprachmustern, sondern auch die mit sog. Repräsentations-Systemen. Das bedeutet, wir betrachten genau, wie eine Person im Inneren etwas "repräsentiert", also sich vorstellt, sich denkt, welche Gefühle und inneren Eindrücke damit verbunden sind. Dabei geht es um die innere Struktur unseres Verhaltens, unserer Entscheidungen, usw. NLP geht individuell auf die Person und seine Eigenart ein, denn die innere Struktur ist bei Individuen sehr unterschiedlich! Angst z.B. mag sich für alle Menschen ähnlich unangenehm anfühlen und möglicherweise einer Angststörung zugeordnet werden können, jeder ängstlich reagierende Mensch produziert seine ängstliche Reaktion jedoch individuell anders. Und genau mit diesen Details arbeitet dann das NLP. Auf eine Diagnosestellung ist diese Herangehensweise nicht angewiesen. 

 

Während in der Psychoanalyse stets die Maxime vorherrschte, dass größtenteils das Unterbewusstsein unser menschliches Leben beeinflusst, so revolutionierte NLP diese Grundannahme und sagt, dass auch WIR unser Unterbewusstsein beeinflussen können! Diese neue Annahme rührt aus der Hypnose von Milton Erickson, und unsere Sprache wird zum Medium für eine verändernde Kommunikation mit den "inneren Plagegeistern". Mit Hilfe von NLP-Interventionen beginnen wir innere Dialoge und innere Strukturen zu verändern, die zuvor unbewusst menschliches Problemverhalten mit erzeugen konnten.

 

"Wenn Menschen zu uns in die Therapie kommen, machen wir gewöhnlich die Erfahrung, dass sie keine Alternativen und Handlungsfreiheiten in ihrem Leben erfahren. Wir haben herausgefunden, dass nicht die Welt zu eingeschränkt wäre oder dass es keine Alternativen gäbe, sondern dass diese Menschen sich dagegen sperren, jene Alternativen und Möglichkeiten, die ihnen offen stehen, wahrzunehmen, da sie in ihren Modellen der Welt nicht vorhanden sind." ( R. Bandler, J. Grinder, "Die Struktur der Magie; über Sprache und Therapie", 1981, S. 34)

 

Manchmal ist es schon weiterführend, ein problematisches System im Inneren einfach durcheinander zu bringen, so dass es sich optimierter neu sortieren kann. Das Unterbewusstsein wird hier keineswegs als eine nicht kalkulierbare Gefahr betrachtet. In Anlehnung an die Hypnosetherapie nach Erickson wird das Unterbewusste eines Menschen als eine innere Instanz voller Ressourcen und als ein Zugang zu verborgener Weisheit angesehen. Die sog. Strategiearbeit stellt dabei sicherlich eine Kernkompetenz des NLP dar. Ferner arbeitet NLP auch mit Anker-Techniken, um gute Erfahrungen und Ressourcen für Veränderungsprozesse nutzbar zu machen.

 

NLP findet nicht nur in der Psychotherapie Anwendung, sondern auch bei Spitzensportlern zum Erzielen von Höchstleistungen oder im Verkauf zur Erhöhung von Erfolgsquoten. Bei der Polizeiarbeit kann das sog. Meta-Modell als eine intelligente Interview-Technik gute Dienste leisten. NLP wird aber häufig auch abgelehnt, wenn der Eindruck entsteht, es könnte sich um eine Manipulationstechnik handeln. Und in der Tat können guten Methoden auch missbräuchlich angewendet werden.

 

Ich bin der Ansicht, dass die Stärke des NLP vor allem auf der Kunst der Wahrnehmung und der Kunst einer Anwendung des Mediums Sprache beruht. Deshalb freue ich mich, NLP mit zu meinen Methoden zählen zu können, denn es bietet mir einen reichhaltigen Schatz an kommunikativer Interventions-Möglichkeit für eine ganzheitliche Psychotherapie.

 

 

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