Systemische Psychotherapie

11.05.2017
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... gehört leider nicht zu den erstattungsfähigen Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen. Sie reduzieren ihre psychotherapeutischen Erstattungen immer noch auf die psychoanalytische, tiefenpsychologisch fundierte oder verhaltenstherapeutische Psychotherapie-Methode. Die systemische Psychotherapie ist seit 2008 durch den Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) wissenschaftlich anerkannt. Dennoch wollen die gesetzlichen Kassen sie nicht in ihren Leistungskatalog mit aufnehmen Dieser wissenschaftliche Nachweis gilt seither ...

 

 

bei Erwachsenen für folgende Krankheiten:

  • Depressive und manische Störungen (F3),
  • Essstörungen (F50),
  • psychische und soziale Krankheiten (F54),
  • Suchterkrankungen und Substanzmittelmissbrauch (F1, F55),
  • Schizoprenie und wahnhafte Störungen (F2);

 

bei Kindern und Jugendlichen für:

  • depressive und manische Erkrankungen (F30) bis F39),
  • Erkrankungen durch besondere Belastungen (F43),
  • Essstörungen (F50) und andere Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen (F5),
  • Verhaltensstörungen (F90 bis F92, F94, F98) mit Beginn in der Kindheit und Jugend sowie Tic-Störungen (F95),
  • Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen (F60, F62, F68 bis F69), Störungen der Impulskontrolle (F63), Störungen der Geschlechtsidentität und Störungen (F64 bis F66),
  • Suchterkrankungen und Substanzmittelmissbrauch (F1, F55),
  • Schizophrenie und wahnhafte Störungen (F20 bis F29).

 

 

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen IQWiG hat nun zusätzlich den Nutzen der Systemischen Psychotherapie geprüft. Der neueste Prüfbericht wurde am 05.12.2016 veröffentlicht und ist nachzulesen unter: http://www.iqwig.de/download/N14-02_Vorbericht_Systemische-Therapie-bei-Erwachsenen.pdf; dieser Bericht stellt allerdings ein zunächst noch vorläufiges Ergebnis dar. Trotz zahlreicher Probleme bei diesen neuesten Studien konnten die Wissenschaftler erneut eine Wirksamkeit der systemischen Psychotherapiemethoden nachweisen. Dass positive Ergebnisse zu einer veränderten Haltung der gesetzlichen Krankenkassen führen könnten, darf weiter abgewartet, wohl aber eher bezweifelt werden. Dabei ist die Systemische Psychotherapie nicht nur eine unentbehrliche Methode in der Familien- sowie der Jugend- und Kinderpsychotherapie.

 

 

In der Systemischen Psychotherapie werden Probleme nicht auf das Individuum reduziert, sondern die Störung des Individuums vor allem in der Interaktion mit seinem sozialen Umfeld betrachtet. Dabei werden v.a. die Beziehungsprozesse und die Kommunikationsstrukturen untersucht. Bei Schwierigkeiten im Arbeitsumfeld ist die systemische Betrachtungsweise hervorragend geeignet, auch Störungen der Organisationsstrukturen einer Firma in die Problembetrachtung mit einzubeziehen. Sie ist daher auch eine sehr gute Beratungs-Methode bei Schwierigkeiten von Teams.

 

 

Bei der Arbeit mit Paaren oder Familien können Ursachen von Störungen generationsübergreifend aufgedeckt und behandelt werden. Der ganzheitliche Aspekt dabei: Systemtheorien gehen auf die Kybernetik zurück und postulieren holistische Prinzipien. Das Individuum bildet sein Familiensystem (oder soziales Umfeld) verinnerlicht ab und kann daher Störungen des Familiensystems in seinem Umfeld reproduzieren. Die viel kritisierten, aber auch beliebten Familienaufstellungen (nach Hellinger) können auf dieses Prinzip zurückgeführt werden. Familien, Organisationen, Körper, ja selbst Krankheiten können entweder mit lebendigen Aufstellern oder auch auf einem Tisch mit Symbolen (sog. Strukturaufstellung nach Varga van Kibéd) dargestellt werden. Aufstellungen von der Familie oder Teams sind auch in meiner Praxis üblich.

 

 

Die systemische Aufstellungsarbeit lässt hervorragende Analysen von Störungen aller Art zu. Doch nur über die Ursachen eines Problems Klarheit zu erlangen bleibt unbefriedigend. Wir suchen nach Lösungen für unsere Probleme! Wir wollen etwas entwickeln, das uns hilft, die Schwierigkeiten überwinden zu können! Deshalb geht die systemische Aufstellungsarbeit noch weiter und entwickelt ein Lösungsbild. Die Systemische Psychotherapie vernachlässigt die Ursachen nicht, legt die Schwerpunkte ihrer Arbeit jedoch auf die Entwicklung von Lösungsmöglichkeiten. Sie ist deshalb keine konfliktzentrierte, sondern ein ressourcen- und zielorientiertes Psychotherapieverfahren.

 

 

In Familien werden häufig "Rollen" oder "Aufträge" delegiert, damit die Familie (oder ein anderes Gruppensystem) auch bei schweren Störungen ausbalanciert und zusammenbleiben kann. Diese Aufträge oder Rollen werden völlig unbewusst übernommen. Solche "Arrangements" oder "Verhaltensmuster" bleiben dann auch nach einer Ablösung aus dem Elternhaus weiter bestehen und werden mit oder auch ohne den dazu passenden Partner weitergelebt. Therapie zielt darauf ab, sie bewusst zu machen und zu verändern - im besten Fall, uns von solchen inneren Diktaten zu befreien. Selbst Traumata und Gefühle können an Kinder weitergegeben werden und sind behandelbar. Dagegen bleibt bei einer psychoanalytischen Therapie der Fokus ganz auf dem innerpsychischen Konflikt des Individuums gerichtet und psychosoziale Aspekte treten eher in den Hintergrund.

 

 

Das systemische Verständnis bietet Ihnen nicht nur für psychische, sondern auch für körperliche (v.a. psychosomatische) Anliegen einen ganz besonderen Schlüssel zum Verständnis, zur Behandlung und zur Heilung von Störungen. In meiner Praxis werden Sie neben anderen v.a. auch systemische Methoden erfahren. Eine konfliktzentrierte tiefenpsychologische Sichtweise ist dabei durchaus integriert, d.h. ich ziehe sie wie eine zusätzliche Landkarte in den Behandlungsprozess mit ein.

 

 

 

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