Indigene Weisheit

04.02.2020

 

"Denn was ist Erkenntnis oder Erleuchtung anderes als die Erde, die direkt zu uns spricht, wenn unser eigener Lärm nicht länger ihr Signal überdecken kann."  (Susan Murphy Roshi, Zen-Lehrerin, Spirituelle Ökologie, S.127)

 

 

 

"Unser zunehmendes Wissen über Evolution führt uns zu einem erweiterten Sinn für das Ganze. [...] Viele Denker sagen, dass sich unser Hyper-Individualismus verlagert: Weg von der Wertschätzung des Individualismus und der Unabhängigkeit und hin zu einer weitgehenden Annahme der Wechselbeziehungen und der Verwandtschaft. [...] Die individuelle Freiheit erfordert Verantwortung für die Gemeinschaft, und das Glück wird als etwas definiert, das über materielle Güter hinausgeht. Es kommt ein Sinn für ein großes gemeinsames Gut auf, nämlich für die Zukunft des Planeten und seiner zerbrechlichen Biosphäre. [...] Gerade jetzt, wo wir uns der Tatsache bewusst werden, dass die Erde mehr als vier Millionen Jahre gebraucht hat, um die Fülle des Lebens hervorzubringen, geht uns langsam auf, wie schnell wir ihr zukünftiges Gedeihen verkürzen." (Brian Thomas Swimme, Mathematiker und Kosmologe in "Spirituelle Ökologie", S. 58.59,60)

 

 

"Wir neigen dazu, Dinge durch die Einzelteile zu bestimmen, in die wir sie zerlegen können. Aber das ist nur eine Seite der Geschichte. Mineralwasser lässt sich in seine Bestandteile zerlegen, und dadurch erfahren wir auch gewisse Dinge. Doch Mineralwasser als Daseinsform bietet sich anders dar, als es seine einzelnen Teile können. Wenn wir das Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zerlegen, gewinnen wir daraus einige Erkenntnisse über Wasser, aber Wasser als Ganzes offenbart Eigenschaften seiner Selbst, die seine Bestandteile nicht preisgeben. Wissenserwerb durch Analyse - diese Methode ist in den letzten zwei Jahrhunderten stark betont worden, doch wir lernen auch, indem wir Dinge als Ganzes untersuchen," erläutert Brian Thomas Swimme das ganzheitliche Prinzip in seinem Buch "Das Universum ist ein grüner Drache" (S.78).

 

 

Als Heilpraktikerin für Psychotherapie beschäftige ich mich nicht nur mit wissenschaftlich psychologischen, sondern auch mit ganzheitlichen Konzepten. Doch was bedeutet ein Paradigmenwechsel für die Psychotherapie? Was kann für die Psychotherapie z.B. mit einem Paradigmenwechsel zu einer geozentrischen- bzw. kosmozentrischen Problembetrachtung anstatt der üblichen anthropozentrischen Sichtweise gewonnen werden? Auf diese Frage werde ich in nachfolgenden Artikeln hier unter Aktuelles gerne weiter eingehen. Denn sowohl für den Umgang mit der Umwelt (Mitwelt), als auch für den Umgang mit dem Selbst wird die Sinnhaftigkeit eines solchen Paradigmenwechsels immer dringlicher. Am deutlichsten kann der Gewinn bereits in der Suchtselbsthilfe (in 12-Schritte-Gruppen) beobachtet werden und wird von Brian Swimme mit folgendem Zitat kommentiert: "Der einzige Weg, eine Sucht zu durchbrechen, ist, aus einer beschränkten Weltsicht auszubrechen." ("Das Universum ist ein grüner Drache", S. 68)

 

 

Heilung (d.h. Ganzwerdung) wird zunächst auf der persönlichen Ebene angestoßen und von da aus kann sie auf andere Ebenen getragen werden. Jeder Einzelne ist daher heutzutage wichtig und mitverantwortlich! Das ist auch die Botschaft indigener Kulturen und besonders heute sollte sie uns aufhorchen lassen! Indigene und erdverbundene Weisheiten geben einfache und klare Hinweise, wie der Mensch seinen Platz in der Welt wiederfinden, sein rechtes Maß zurückgewinnen und Frieden auf persönlicher sowie auf globaler Ebene einleiten kann. Um wissenschaftliche Errungenschaften heute konstruktiv für alle anwenden zu können, dürfen solche Weisheiten nicht länger ausgeschlossen werden! Es geht um die sinnvolle Erweiterung wissenschaftlicher Erkenntnisse und eine Öffnung für alternative Konzepte - auch in der Psychotherapie.

 

 

 

 

Bild zur Meldung: Ganzheitliche Weisheiten für die Psychotherapie