Unterwegs

03.06.2019

Haben Sie sich Ihr Leben schon einmal als Reise vorgestellt? Gemäß dieser Vorstellung sind wir alle unterwegs. Wir finden das in vielen Redewendungen, und auch in der Psychotherapie wird diese Metapher vielfältig aufgegriffen. Mit bildhaften Vergleichen wird nicht nur in der Traumatherapie, der Traumdeutung, Kunsttherapie oder im Katathymen Bildererleben gearbeitet - auch Therapie mit Hypnose und NLP setzt sie gerne heilsam ein.

 

Unsere Lebensreisen erstrecken sich über Stadt, Land und Fluss. Geburtstagsfeiern erinnert nicht nur an das zeitliche Fortschreiten der Reisenden, sondern weist auch auf den Beginn der Reise, die Geburt hin. Ein Fluss startet seine Reise an einem kleinen Quell, auch dieses Bild ist ein schöner Vergleich zum Lebensweg. Wir kennen Wachstum und Entwicklung, wie das Anwachsen des seichten Baches auf seinem Weg zu einem stattlichen Fluss. Wie in der Natur verlaufen auch die Lebensflüsse meist nicht schnurstracks geradeaus, sondern vergleichbar mit dem, was wir als "Hin und Her", als "Auf und Ab" menschlicher Biographie her begreifen. Es mag so manche Hindernisse geben, die uns aufhalten. Das Wasser kann aufgewühlt sein, dass man es nicht wagt einzutauchen. In einer Psychotherapie geht es häufig um die Bearbeitung innerer und äußerer Blockaden, die aufzulösen oder zu überwinden sind, um weiter reisen zu können. Unterwegs benötigen wir Raststätten und verweilen dann nicht immer an Kraftorten.

 

Auch alle möglichen Begegnungen gehören dazu, wenn man unterwegs ist. Da mag es die Diebe und Wegelagerer geben, genauso wie Freunde und treue Weggefährten. Beim Reisen spielen die äußeren Umstände keine geringfügige Rolle. Scheint die Sonne oder sind Stürme im Anflug, vor denen man rechtzeitig Schutz aufsuchen muss? Sind Sie eher spontan und unvorbereitet unterwegs, oder gibt es strukturierende Reisevorbereitungen? Sind Sie ein zielstrebig Reisender oder wissen Sie manchmal gar nicht recht, wo Sie sich gerade befinden und wo es eigentlich lang geht auf Ihrem Weg? Wie sieht es mit Ihrer Ausstattung aus und was motiviert Sie, was treibt sie ursprünglich an? Manche sind ja ständig mit Bergsteigen beschäftigt, während andere viel zu viel Gepäck mit sich herumschleppen. So kann es auch vorkommen, dass man sich unterwegs verirrt. Im schlimmsten Fall kann man hängenbleiben, einsam verschollen sein oder plötzlich abstürzen. So manche Reise geht mit einer Art Verhaftung einher, so dass es nicht mehr weitergeht, nach dem Motto "Jeden Tag grüßt das Murmeltier". Ein Weg der Erlösung wird dann als befreiender Ausweg gesucht. "Sind meine Wege und mein Ziel selbstbestimmt oder vorbestimmt?" mögen Sie sich unterwegs vielleicht einmal fragen, oder: "Macht das alles überhaupt einen Sinn?" Wie frei können Sie unterwegs sein und welche Abhängigkeiten bestimmen diese Lebensreise?

 

Fest steht, dass es keine Reise ohne Umstände und Umfeld gibt, denn wir reisen nicht im luftleeren Raum, sondern stehen in ständiger Beziehung zu uns und unserer Mitwelt. Wie sehen denn die Bedingungen aus, unter denen Ihre Reise verläuft? Und welchen Einfluss machen Sie selbst geltend? Indigene Völker weisen eindrücklich darauf hin, dass wir Teil eines ganz großen Lebensnetzes sind, welches keineswegs wir Menschen gewebt haben, aber das wir ständig dominant mit- und umgestalten! In der westlichen Kultur ist eine solche ganzheitliche Sichtweise wenig präsent, vielmehr ist der jeweilige Trend ausschlaggebend für die Wegrichtung, das westlich Moderne breitet sich global aus und gilt als der Fortschritt schlechthin. Welchen Strömungen folgen Sie, wie reflektieren Sie Wegweiser und Einflüsse auf Ihrem Weg? Und geben wir persönlich darauf Acht, welche Spuren wir auf unserer Reise hinterlassen? Letztendlich bedeutet Reisen auch "ein Kommen und Gehen", Verabschiedungen sind unweigerlich damit verbunden. Verluste vermögen Reisende mal mehr und mal weniger zu beeinträchtigen, doch gibt es wohl kein Individuum, dem diese Erfahrung gänzlich erspart bleibt. Flüsse münden schließlich ins Meer, denn die Endlichkeit ist das Wesen einer jeden Lebensreise, ob wir uns das bewusst machen oder nicht. So kann auch Abschied und der Aspekt der Endlichkeit Thema einer Psychotherapie bei mir sein. Wie gehen wir damit um, welche Rolle spielt das überhaupt? Wie lange können wir reisen, ohne damit konfrontiert zu sein? "Sensemann", der Tod kann unterwegs auch als Ratgeber genutzt werden. Dies mag für unser Verständnis eine höchst ungewöhnliche Perspektive in einem Coaching sein, so ist sie doch heilsam und in manch fremder Kultur durchaus gewöhnlich und vertraut.

 

Wenn auf Ihrer Reise aktuell professionelle Begleitung benötigt wird - mag es auf einem unwegsamen Lebensabschnitt sein, wegen eines verloren gegangenen Kompasses oder aus sonstigen Gründen - sehr gerne bin ich für Sie da. Das Leben ist ein Prozess, Entwicklung und Genesung sind Prozesse - und die ganzheitliche Therapeutin kann eine unterstützende Prozessbegleiterin sein.

 

 

 

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