Stabilisierungs-Übungen

04.07.2017

 

... sind bekannt aus der Trauma-Therapie. Sie nutzen die Fähigkeit innerer Vorstellungen und Achtsamkeit. Selbst wenn Sie das Gefühl haben sollten, über keine gute Vorstellungskraft und Phantasie zu verfügen, sollten es keine Schwierigkeiten geben, Imaginations-Übungen umzusetzen. Dazu kurz ein simpler Test: Wo bitte befindet sich für Ihr Bad der Lichtschalter? ... Ganz bestimmt konnten Sie mit Hilfe Ihrer inneren Vorstellung diese Frage rasch beantworten.

 

 

Einfache Achtsamkeits-Übung:

 

Ich bitte Sie nun, eine für Sie angenehme Körperhaltung einzunehmen. Spüren Sie erst einmal, dass Ihr Körper Kontakt mit dem Boden hat. Es geht nur darum, wahrzunehmen, dass Ihr Körper Kontakt hat und wo er diesen Kontakt hat. Dabei geht es nicht um richtig oder falsch, sondern nur darum, bewusst zu registrieren ...

 

Und als nächstes bitte ich Sie, wahrzunehmen, dass Ihr Körper atmet und dass er dabei Bewegungen macht. Registrieren Sie auch, dass sich der Brustkorb sanft hebt und senkt ... und dass die Bauchdecke sich hebt und senkt ... Und wenn Sie sehr genau wahrnehmen, dann spüren Sie auch, dass die Nasenflügel kleine Bewegungen machen ...

 

Und diese Bewegungen des Körpers beim Atmen nehmen Sie einige Augenblicke lang wahr ... Beenden Sie die Übung, indem Sie wieder bewusst wahrnehmen, dass Ihr Körper Kontakt hat mit dem Boden oder dem Stuhl und nehmen Sie Ihre Körpergrenze achtsam wahr ... Kehren Sie dann mit Ihrer Aufmerksamkeit bewusst in den Raum zurück und nehmen Sie diesen bewusst wahr.

 

 

Der innere Beobachter:

 

Machen Sie sich bewusst, dass Sie ohne die Fähigkeit zu beobachten nicht hätten wahrnehmen können, dass Ihr Körper Kontakt mit dem Boden oder dem Stuhl hat und dass er sich bei der Atmung bewegt.

 

Nutzen Sie jetzt bewusst Ihre beobachtende Funktion und wandern Sie damit durch Ihren Körper. Vom Kopf bis zu den Füßen ... Nehmen Sie einfach nur wahr, wie sich Ihr Körper anfühlt ... Gibt es Verspannungen oder Schmerzen? Nehmen Sie sich Zeit und registrieren Sie es ...

 

Machen Sie sich dabei immer klar: Ich kann meinen Körper beobachten, also bin ich mehr als mein Körper. Und beobachten Sie auch, wie es sich auf Sie auswirkt, dass Sie sich diese beobachtende Funktion zu nutze machen ....

 

Konzentrieren Sie sich jetzt darauf, was Sie wahrnehmen und denken. Beobachten Sie, was Sie denken ... Es kann sein, dass Sie jetzt das Gefühl haben, gar nicht zu denken. Aber die Gedanken werden sich gleich einstellen. Beobachten Sie es ...

 

Während Sie Ihre Gedanken beobachten, machen Sie sich bewusst, dass Sie beobachten können, was Sie denken, also sind Sie mehr als Ihre Gedanken ...

 

Jetzt lade ich Sie ein, auf Ihre Stimmung zu achten. Hat sie sich verändert? Beobachten Sie Ihre Stimmung. Und weil Sie Ihre Stimmung beobachten können, sind Sie mehr als Ihre Stimmung...

 

Jetzt machen Sie sich bitte bewusst, dass Sie sich beobachten können, wie Sie sich beobachten. Dieser Teil, der einfach nur beobachtet, wie wir beobachten, den können wir den Inneren Beobachter nennen. Er ist neutral. Er nimmt nur wahr, was ist ohne zu bewerten.

 

Diese Fähigkeit können Sie sich zu nutze machen. Wenn Sie verwickelt sind, können Sie sich auf diesen neutralen inneren Beobachter zurückziehen. Dadurch gewinnen Sie immer Distanz.

 

 

Die Baumübung:

 

Ich möchte Sie nun zur Baumübung einladen. Stellen Sie sich zunächst eine Landschaft vor, in der Sie sich wohlfühlen. Das kann eine erfundene Landschaft sein oder auch eine real existierende. Und stellen Sie sich irgendwo in dieser Landschaft einen Baum vor, zu dem Sie sich gerne hinbewegen möchten, der Sie vielleicht sogar anzieht ...

 

Und Sie stellen sich vor, dass Sie zu diesem Baum hingehen und Kontakt mit ihm aufnehmen, indem Sie ihn vielleicht berühren oder anschauen. Nehmen Sie seinen Stamm wahr und nehmen Sie den Geruch auf ... Nehmen Sie dann wahr, wie der Stamm sich verzweigt und erkennen Sie die Blätter ...

 

Das alles registrieren Sie zunächst und nehmen dann Kontakt mit diesem Baum auf ... Und wenn es möglich ist, können Sie sich vorstellen, dass Sie sich an den Baum anlehnen und ihn wirklich spüren ... Und wenn Ihnen diese Vorstellung angenehm ist, dann können Sie sich weiter vorstellen, dass Sie eins werden mit diesem Baum ...

 

Und nun können Sie erleben, was es heißt, Wurzeln zu haben, die sich in der Erde verzweigen und von dort Nahrung in sich aufnehmen. Erleben Sie es, Blätter zu haben, die das Sonnenlicht aufnehmen und es umwandeln können. Wenn Sie nicht mit dem Baum verschmelzen möchten, dann betrachten Sie ihn einfach, beschäftigen Sie sich damit, was es wohl für den Baum bedeutet, Wurzeln zu haben und Blätter, die das Sonnenlicht aufnehmen ...

 

Und dann beschäftigen Sie sich bitte mit der Frage, womit Sie jetzt genährt werden möchten, versorgt werden möchten? Ist es körperliche Nahrung, Gefühlsnahrung, Nahrung für den Geist, Ihr spirituelles Sein? Benennen Sie es so genau wie es Ihnen möglich ist. Und wenn Sie eins sind mit dem Baum, dann stellen Sie sich vor, dass Sie von der Erde und von der Sonne diese gewünschte Nahrung erhalten.

 

Und wenn Sie nicht mit dem Baum verschmolzen sind, können Sie sich trotzdem vorstellen, was es bedeutet, von der Sonne und von der Erde Nahrung zu bekommen, denn das ist auch bei Menschen so. Erlauben Sie sich jetzt diese Erfahrung, dass diese Nahrung zu Ihnen kommt, und spüren Sie, dass dann das, was sie von der Sonne und der Erde bekommen, sich in Ihnen verbindet, und dass Sie dadurch wachsen ...

 

Und dann lösen Sie sich wieder von Ihrem Baum ... Sie können sich vornehmen, dass Sie jederzeit zu Ihrem Baum zurückkehren können, wenn Sie das wollen. Verabschieden Sie sich jetzt vom Baum, und wenn Sie möchten, können Sie sich auch bei ihm bedanken ... Kommen Sie dann mit der vollen Aufmerksamkeit zurück in den Raum.

 

 

 

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