Trauma Behandlung

11.05.2019

 

... ist in meiner Praxis betont ressourcenorientiert. Dabei spielen die inneren Wahlmöglichkeiten eine wesentliche Rolle. "Selbst wenn wir in der Außenwelt nicht alles verändern können, so haben wir doch die Möglichkeit, im Inneren Veränderungen herbeizuführen. Und davon machen wir in unserer Arbeit viel und sehr bewusst Gebrauch", sagt Prof. Luise Reddemann, eine namhafte Expertin auf dem Gebiet der Trauma-Therapie (Imagination als heilsame Kraft, S. 31). Und das ist auch meine Grundhaltung, geprägt durch NLP- und Hypnose-Ausbildung, beide Methoden kommen in der Trauma-Behandlung meiner Praxis intensiv zum Einsatz. Zur Psychotraumatologie, also was genau ein Psychotrauma auszeichnet und durch welche unterschiedlichen Symptome es sich zeigt, darüber kläre ich Sie in einem nachfolgenden Artikel auf. An dieser Stelle wird es um die sogenannte Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie (PITT) in meiner Praxis gehen.

 

 

Traumatisierte Menschen haben nämlich große Angst davor, mit ihren Gefühlen in Kontakt zu kommen, insbesondere mit ihrer Wut. Häufig richten sie ihre Aggressionen gegen sich selbst. Das bedeutet zunächst, der Arbeit für einen stabilen Umgang mit den Gefühlen und sich selbst einen hohen Stellenwert einzuräumen. "Nur wer einigermaßen in der Lage ist, seine Gefühle zu kontrollieren und auszuhalten, sollte eine Trauma-Konfrontation wagen. Viele unserer Patienten wollen ganz schnell ihre Traumata konfrontieren, damit es ihnen besser geht. Jedoch das ist ein Irrtum. Man muss nämlich in der Lage sein, die sehr heftigen Gefühle der traumatischen Erfahrung in der Wiederbegegnung auszuhalten. Sonst traumatisiert man sich womöglich erneut, da die Konfrontation erlebt wird, als geschehe einem das jetzt." (L. Reddemann, Imagination als heilsame Kraft, S. 72)

 

 

Ausgedehnte Phase der Stabilisierung

 

 

In der Stabilisierungsphase helfen diverse Imaginations-Übungen, sich von Schreckensbildern distanzieren zu können, der innere Beobachter ist hier eine wichtige Funktionsübung. Auf Gefühle, Gedanken und Bilder wird von weitem geschaut, und dabei kann auch bemerkt werden, dass sie Teile eines größeren Bildes sind. Solche Techniken haben eine beruhigende, distanzierende und entdramatisierende Wirkung. Gefühlen, Gedanken oder inneren Stimmen kann auch eine Gestalt gegeben werden. Symbolik ist enorm hilfreich für eine Trauma-Bewältigung, und sie stammt nicht nur bei Kindern auch gerne aus der Märchenwelt. Die innere Bühne wurde bereits in den 70iger Jahren von Virginia Satir angewandt. Sie sprach damals vom "inneren Theater", was dann im NLP als erfolgreiche Technik aufgegriffen und weiterentwickelt worden ist. Es geht dabei um die Vorstellung, wie wir zu Regisseuren in unserem Inneren werden, und dass insbesondere der traumatisierte Mensch auf diese Weise mehr Kontrolle und Selbstwirksamkeit erlangt. Dabei kann er oder sie auch in andere Rollen schlüpfen, um sich von Angst und Ohnmacht zu befreien oder sich Eigenschaften imaginierter Helden anzueignen.

 

 

In der Trauma-Therapie werden Übungen der Achtsamkeit und Imagination ganz nach Bedarf angeboten. Der Phantasie werden hier keine Grenzen auferlegt. Zu diesen konkret ausgestalteten Vorstellungen gehören auch der Innere sichere Ort und der Innere Helfer. Reddemann erinnert daran, dass diese beiden Übungen eng verwandt sind mit dem, was Schamanen auf der ganzen Welt tun. Schamanen gehen nämlich in der Vorstellung an einen Ort im Inneren der Erde, um dort ihre Geistführer zu treffen, die ihnen dann imaginativ mit Rat und Tat beistehen. Insofern ähnelt die Anwendung insbesondere dieser beiden Imaginationen dem schamanischen Heilen, eine der ältesten Form der Ausübung von Heilkunde (S. 42).

 

 

"Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Wahrnehmen der Körpergrenzen und der Kontakt des Körpers. Da viele traumatisierte Menschen nicht richtig im Körper, d.h. dissoziiert sind, empfehlen sich [...] einfache Körperwahrnehmungsübungen sehr", sagt Reddemann (Imagination als heilsame Kraft, S. 43). Wichtig in der gesamten Therapie sind das Körpergedächtnis und das Prinzip der Achtsamkeit (S. 91). Dazu sagt Reddemann explizit: "Wir meinen, dass eine achtsame Arbeit mit dem Körper, bei der es vor allem ums Spüren geht, die beste Form der Körperarbeit mit und für traumatisierte Menschen darstellt. Der Körper ist [oftmals] der Ort der Traumatisierung, d.h. wir müssen ihn mit einbeziehen. Jede Traumatherapie, die Erfolg zeitigen soll, wird Wege finden müssen, den Körper mit einzubeziehen." (L. Reddemann, Imagination als heilsame Kraft, S. 92) Die sehr beliebte Baumübung ist eine den Körper nährende und erdende Stabilisierungs-Übung. Auch Vorstellungen von Licht, die den Körper duchströmen, spenden Trost und helfen, einen guten Kontakt zum Körper herzustellen. Erfahrungsgemäß werden auch immer wieder die Atem-Übungen aus der Breema-Körperarbeit wohltuend empfunden.  

 

 

Ein ebenso wichtiges Instrument der Trauma-Therapie ist die Arbeit mit dem inneren Kind. "Bei der Inneren-Kind-Arbeit wird versucht, die erwachsene Person von heute einzuladen, dass sie sich um das Kind kümmert. Wenn sie das nicht kann, wird ihr vorgeschlagen, sich ideale Eltern zu imaginieren. Die idealen Eltern übernehmen [dann] die Funktion eines ganz und gar liebevollen Erwachsenen." (L. Reddemann, Imagination als heilsame Kraft, S. 76) Bei der Vorstellung idealer Eltern kann sichergestellt werden, dass das Gute innerlich bewahrt bleibt. Dies ist ein wichtiger Aspekt in der therapeutischen Begleitung von Trauer und Wut eines traumatisierten Menschen, wobei ggf. "böse innere Anteile" (sogenannte Introjekte) unschädlich gemacht werden müssen, und die rühren nicht selten von den eigenen Eltern her. Alternativ dazu hat sich auch die Vorstellung das innere Team bewährt und ist geeignet für die Arbeit mit Jugendlichen und Klienten, denen das Innere-Kind-Konzept nicht behagt.

 

 

Eine Therapie bedeutet, Selbstakzeptanz zu entwickeln und mit sich selbst Frieden schließen. Die Arbeit mit inneren Persönlichkeitsanteilen heißt auch Ego-State Therapie und gilt als sehr förderlich zum Aufbau von beschädigtem Selbstwertgefühl. Alle Imaginationen können bei mir im Rahmen einer Hypnose-Therapie angeboten werden, allerdings bevorzuge ich die Variante der Anleitung mittels Achtsamkeit und Imagination, denn dabei behalten Klienten die größtmögliche Kontrolle und Eigenverantwortung inne. Während der gesamten Trauma-Behandlung achte ich darauf, dass der Kontakt zum Leben im Hier und Jetzt gefördert wird.

 

 

Trauma-Exposition

 

 

Zum Basis-Repertoire des Klienten gehören vor einer Trauma-Exposition verschiedene Versionen einer Tresor-Übung, sie werden zuerst unter therapeutischer Anleitung und dann in Eigenregie vom Klienten eingeübt. Übungen zum bewussten Wegpacken von belastenden Erinnerungen dienen hier keineswegs dem Verdrängen von Problemen, sondern der Stabilisierung der Psyche. "Erst wenn der Patient oder die Patientin das Gefühl hat, dass sie in Kontakt mit all ihren Fähigkeiten ist, und wenn sie hinreichende Kontrolle hat über innere belastende Zustände, ist Vertiefung angezeigt." (L. Reddemann, Imagination als heilsame Kraft, S. 66) Die Trauma-Exposition ist eine Wiederbegegnung mit dem traumatischen Ereignis und erfolgt entweder unter Hypnose oder nach Manier des NLP mit distanzierenden Techniken der Projektion auf eine Leinwand, bzw. auf einen Bildschirm. Denn auch die Trauma-Exposition sollte betont sanft verlaufen und orientiert sich an Reddemanns Motto (Imagination als heilsame Kraft, S. 64):

 

 

"Wir denken, dass man Probleme am besten löst, wenn es einem so gut wie möglich geht!"

 

 

Zum Abschluss

 

 

... sind hier noch ausgewählte Stabilisierungs-Übungen zum Kennenlernen für Sie hinterlegt. Einige dieser Übungen sind übrigens aufgrund ihrer erfolgreichen Wirkung von Marsha Linehan auch ins DBT übernommen worden.