Krankheit homöopathisch verstehen

02.02.2018

 

Die Homöopathie ist ein ganzheitliches Heilverfahren, doch was heißt das eigentlich genau? Wie wird Krankheit aus homöopathischer Sicht verstanden? Hahnemann, der Gründer der Homöopathie sah Krankheit als eine "Verstimmung der Lebenskraft" an:

 

"Im gesunden Zustand des Menschen waltet die geistartige, als Dynamis den materiellen Körper (Organism) belebende Lebenskraft (Autocratie) unumschränkt und hält seine Teile in bewundernswürdig harmonischem Lebensgange in Gefühlen und Thätigkeiten, so dass unser inwohnender, vernünftiger Geist sich dieses lebendigen, gesunden Werkzeugs frei zu dem höheren Zweck unseres Daseins bedienen kann. Der materielle Organism, ohne Lebenskraft gedacht, ist zu keiner Empfindung, keiner Thätigkeit, keiner Selbsterhaltung fähig, nur das immaterielle, den materiellen Organism im gesunden und kranken Zustand belebende Wesen (das Lebensprincip, die Lebenskraft) verleiht ihm alle Empfindung und bewirkt seine Lebensverrichtung." (Organon, §§9-10)

 

So beschrieb er das vor beinahe 200 Jahren in seinem Grundlagenwerk, dem Organon. Solange die Lebenskraft gesund ist, kann sie auf innere, äußere oder traumatische Reize ausgleichend reagieren. Heute würde man sicherlich von Regulation und Homöostase sprechen. Ist die Lebenskraft jedoch geschwächt, kann der Organismus weniger gesunderhaltend entgegen steuern und Erkrankung ist möglich. Vorbedingung einer Krankheit ist also nach homöopathischer Sicht die entsprechende Disposition des Organismus. Hahnemann wusste zu seiner Zeit noch nicht viel über Mikroorganismen, also Bakterien und Viren, jedoch ging er auch bei einer Ansteckung durch Mikroben von einer energetischen Ansteckung aus. Dabei betrifft die Erkrankung nicht nur den affizierten Teilbereich des Körpers und seine betreffenden Funktionen, sondern immer den gesamten Organismus.

 

"Von schädlichen Einwirkungen auf den gesunden Organismus, durch die feindlichen Potenzen, welche von der Außenwelt her das harmonische Lebensspiel stören, kann unsere Lebenskraft als geistartige Dynamis nicht anders denn auf geistartige (dynamische) Weise ergriffen und afficirt werden [...]." (Organon, §16)

 

Mit "feindlichen Potenzen", wie Hahnemann sich damals ausdrückte, ist hier die schädliche Wirkung von materiellen Stoffen (wie Giften oder Erregern) gemeint. Insgesamt handelt es sich im homöopathischen Verständnis auch dabei um das Ergebnis einer immateriellen und energetischen Umstimmung im Gewebeverband. Das ist eine revolutionäre Krankheits- und Gesundheitsauffassung. Eine Erkrankung erfolgt demgemäß weniger auf materielle, denn auf dynamische (oder energetische) Weise, und Hahnemann nannte sie "Potenzen". Hier wird von einer Wirkebene gesprochen, die wissenschaftlich nicht verifizierbar ist.

 

Zu einer ähnlichen Auffassung über Krankheitsentstehung kam jedoch auch die heutige Psychoneuroimmunologie. Hier wurde nachgewiesen, dass emotionaler Stress, Sorgen, Überreizung, psychische Traumatisierung, Gefühle von Hilflosigkeit, Überforderung, Einsamkeit bahnende Bedingungen für Krankheiten darstellen, v.a. wenn solche psychischen Belastungen während einer für die Entwicklung relevanten Lebensphase des Menschen vorherrschen. Die Epigenetik bestätigt dieses Verständnis von gesundheitlichen Veränderungen ebenso. Sie ist eine noch sehr junge Wissenschaft, die belegen konnte, dass Veränderungen im geistig, psychischen Bereich langfristig sogar Veränderungen an unseren Genen bewirken können (sowohl in die kranke, als auch in die gesunde Richtung). Solche Forschungsergebnisse sprechen für die Auffassung, die Hahnemann seinerzeit von Erkrankung und Heilung entwickelt hat. Bei der homöopathischen Behandlung geht es also um eine energetische Umstimmung des erkrankten Organismus durch aufbereitete (also potenzierte) Arznei (in möglichst niedriger Dosierung und in seltenen Gaben).

 

Die Homöopathie hat sowohl bei der Entstehung von Krankheit, als auch bei der arzneilichen Behandlung eine energetische (weniger eine materielle) Auffassung, und sie versteht Krankheit als eine Verstimmung der Lebenskraft, die den ganzen Organismus betrifft. Die Psyche spielt in der Homöopathie eine wesentliche Rolle und wird mit großer Aufmerksamkeit immer mitberücksichtigt. Obwohl moderne wissenschaftliche Forschungsgebiete (wie Psychoneuroimmunologie und Epigenetik) 200 Jahre nach Hahnemann zu ähnlichen Auffassungen gelangen, soll das nicht heißen, dass damit etwa anerkannte wissenschaftliche Wirknachweise für die Homöopathie vorlägen. Dies mag zwar für das homöopathische Krankheitsverständnis sprechen, dennoch wird die Homöopathie nach wie vor von der Schulmedizin abgelehnt und weiter diffamiert.

 

Übrigens erinnern mich solchen Diffamierungen, denen man neuerdings wieder häufig begegnet, an eine ganz bestimmte Szene aus der Trilogie "Zurück in die Zukunft": Erinnern Sie sich, wie Michael J. Fox, der als Marty McFly auf jener Tanz-Party diesen unglaublich kultigen Rock' n Roll Song von Chuck Berry vorführt? Wie echauffiert sein biederes 50iger Jahre Publikum darauf reagiert und er nur ganz lässig sagt: "Tja, ihr seid wohl noch nicht soweit! Aber eure Kinder werden voll drauf abfahren!"

 

Noch einmal zurück zum Entwickler der Homöopathie: Er strebte damals tatsächlich nach einer heilenden Behandlung von Menschen anstatt der raschen Beseitigung lästiger Krankheitssymptome mittels drastischer Manipulation der natürlichen Ordnung. Daher möchte ich Ihnen im zweiten Teil zum Thema (demnächst) noch genauer darlegen, welche Rolle Unterdrückung (von Krankheit) in der homöopathischen Lehre einnimmt. Denn gerade in der Psychotherapie gebührt dem Aspekt der Unterdrückung eine ganz besondere Aufmerksamkeit. Nehmen Sie Kontakt mit mir auf, wenn Sie sich für eine begleitende homöopathische Behandlung bei psychischen Beschwerden in meiner Praxis interessieren.

 

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