Achtsamkeitsbasierte Psychotherapie

14.11.2017

Es gibt in der Psychotherapie ein immer größeres Bestreben, die Prinzipien von Achtsamkeit und Akzeptanz in das therapeutische Repertoire mit aufzunehmen. Dabei geht es um ein neues Verständnis von Selbstmangement, Emotionsregulation und auch von Kommunikation im funktionalen Kontext. Die Bedeutung dieses Achtsamkeits-Ansatzes ist inzwischen so groß, dass man es in der Weiterentwicklung verhaltenstherapeutischer Methoden längst als "Dritte Welle" bezeichnet, APT (Achtsamkeitsbasierte Psychotherapie) und DBT (Dialektisch behaviorale Therapie) zählen hier dazu. Dabei geht es einfach erklärt um Psychotherapie-Methoden, die sich auf Achtsamkeits-Übungen stützen oder solche Übungen im Therapieprozess mit einsetzen.

 

Die Methode der Achtsamkeit ist dabei keineswegs neu. Achtsamkeit stammt eigentlich aus dem Zen-Buddhismus. Thich Nhat Hanh ist ein Zen-Meister, der weltweit hohes Ansehen genießt und für einen sozial engagierten Buddhismus steht. Er machte Achtsamkeit als Meditationspraxis bekannt, indem er sie aus den Klöstern herausholte und in den Alltag zu transferieren verstand. Als einer der Ersten integrierte dann Prof. Jon Kabat-Zinn Achtsamkeit in die klinische Behandlung. Mit seinem MBSR (Mindfulness based stress reduction) entwickelte er Kurse, in denen Grundhaltung und Anwendungsmöglichkeiten von Achtsamkeit vermittelt und praktisch eingeübt werden. Im MBSR werden Achtsamkeits-Übungen noch mit Yoga-Übungen kombiniert. Damit begann Achtsamkeit mehr und mehr in der westlichen Welt Einzug zu nehmen, beinahe wie ein hipper Trend.

 

Achtsamkeit erfährt seither immer mehr Aufmerksamkeit im Gesundheitswesen und in der Forschung (http://www.achtsamkeit-hd/wsm.html). Denn der gesundheitliche Profit ist enorm und wissenschaftlich längst belegt (http://www.achtsamleben.at/forschung/) bei:    

 

  • Angsterkrankungen
  • Regulation der Gefühle
  • Borderline-Persönlichkeitsstörungen
  • Burnout und Stress
  • Depressionen
  • Essstörungen
  • Schlafstörungen
  • Schmerzstörungen
  • Suchterkrankungen
  • Tinnitus
  • Trauma
  • Zwangserkrankung

 

Achtsamkeit definiert sich nach Jon Kabat-Zinn als die absichtslose, bewusste und nicht wertende Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Augenblick, zu der prinzipiell jeder Mensch fähig ist. Eine psychische oder psychosomatische Störung führt in der Regel dazu, dass sich unsere Aufmerksamkeit sehr stark auf das Störungsgeschehen und seine negativen Folgen zentriert. Wir sind dann fokussiert auf unsere Symptome. Durch den Einsatz von Achtsamkeits-Übungen in der Therapie wird der Patient darin unterstützt, seine Aufmerksamkeit wieder zurück zu erobern.

 

Das Einnehmen von Akzeptanz stellt eine sogenannte Paradoxe Intervention dar, denn anstatt unentwegt weiter gegen Symptome anzukämpfen, nehmen wir sie schlicht und ergreifend an. Solche Methoden finden schon lange Anwendung, sowohl in der Hypnosetherapie, als auch in der Systemischen Psychotherapie. Vor allem bei Virginia Satir spielt Achtsamkeit von jeher eine ganz wesentliche Rolle, wenngleich es von ihr als "Gewahrsein" bezeichnet wurde. Für Satir war das intensive Gewahrsein unseres Verhaltens ein vorbereitender Schritt, ohne den eine erwünschte therapeutische Veränderung kaum stattfinden könne. Das Haften an Erinnerungen oder Suchen in der Vergangenheit bringe uns dabei eher weg von einer heilsamen und achtsamen Haltung, lehrte sie. Erst das Gewahrsein im Hier und Jetzt führe zu einer echten Rückkoppelung mit unserem Selbstempfinden (Satir-Modell), das uns wieder mit unserem ursprünglichen Lebensprozess in Verbindung bringt. Dadurch werden unser Selbstwertgefühl und unsere Authentizität bestärkt. Diese Vorstellung vom Selbst und psychischer Heilung entspricht der Humanistischen Psychologie (nach A. Maslow). Die sog. "Dritte Welle" der Verhaltenstherapie, auch inspiriert durch die sog. "Positive Psychologie", greift diesen ganzheitlichen Aspekt auf erfreuliche Weise auf.

 

In der Suchttherapie ist Achtsamkeit ebenfalls schon jeher ein Meilenstein der Behandlung. Die Psychologin Stefanie Gmerk legte in ihrer Bachelorarbeit (http://www.achtsamleben.at/downloads/abh_gmerk.pdf) detailliert dar, inwiefern Achtsamkeit als Prinzip in der Behandlung bei Abhängigkeits-Erkrankungen wirksam ist, und sich bereits in der Anwendung von einem 12-Schritte-Programm wiederfindet. Das 12-Schritte-Programm stammt aus der Selbsthilfegruppenarbeit der Anonymen Alkoholiker (AA) und der Angehörigen-Gruppen (AlAnon). Auf der Basis von Gelassenheit und der Übernahme von Eigenverantwortung setzt Neuentwicklung ein und wird das alte Muster von Abhängigkeits- und Kontrollverhalten nach und nach abgelöst. In keinem anderen Bereich als in der Suchttherapie mit paradoxer Intervention (was einer "Kapitulation" vor dem Suchtmittel gleich kommt) kann ein Paradigmenwechsel markanter erfolgen, zu dem nichts Geringeres als Achtsamkeitspraktiken befähigen können.

 

In meiner Praxis können Sie eine Achtsamkeitsbasierte Psychotherapie erfahren. Die Wirkung der Ruhe und Klarheit, die durch Achtsamkeits-Übungen erlebt werden kann, ist für viele verblüffend! Auch meine therapeutische Haltung basiert auf einem sogenannten "Gewahrsein" (nach Satir), das seinen Stellenwert für mich längst nicht nur in der Therapie einnimmt. Mit dem Artikel "DBT und Achtsamkeit" können Sie sich noch weiter informieren oder auch mal eine Beispiel Übung  selbst ausprobieren.

 

 

 

 

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