Adipositas und Diskriminierung

10.02.2017

 

... ist ein hochaktuelles Thema, das leider auch die therapeutischen Bereiche nicht gänzlich ausspart. Gerade dort, wo ein geschützter Raum für Betroffene entstehen sollte, da fehlt er manchmal. Unverständnis, Unkenntnis und Ignoranz können die Ursachen dafür sein. Meine Beobachtungen mancherorts bestätigen das. Daher begeistert es mich, dass sich eine medizinische Fakultät, nämlich die Uni Leipzig mit diesem Thema beschäftigt hat. Und sie widmet diesem Thema eine eigene Website, auf die ich heute aufmerksam machen möchte.

 

http://www.adipositasstigma.de/ueber_uns/ueber_uns.php

 

Bei der DGESS (Deutsche Gesellschaft für Essstörungen) rückte das Thema "Diskriminierung" letztes Jahr sehr deutlich in den Fokus. Dies konnte ich bei den Vorstandswahlen im Frühjahr 2016 begrüßen. Und eine weitere Website mit vielen interessanten Beiträgen zum Thema ist auch folgende:

 

http://www.gewichtsdiskriminierung.de/

 

Möglichkeiten des Umgangs mit Diskriminierung kann natürlich sehr gut in einer Gruppe von Betroffenen von Adipositas thematisiert werden. Oder einfach den entlastenden Austausch darüber in einer solchen erleben. Daher möchte ich an dieser Stelle unbedingt auch auf das Angebot der "Burgsalon Gruppe" meiner Praxis aufmerksam machen. Die "Burgsalon Gruppe" ist eine geleitete Selbsthilfegruppe, welche für Betroffene von Essstörung und Adipositas offen steht. 

 

Was ist zu tun, wenn man das Stigma bei Adipositas nicht annehmen möchte? Worin unterscheidet sich eine gut entwickelte Abgrenzungsfähigkeit von einem "dicken Panzer", der auch sonst wenig durchdringen lässt? Und wie kann Selbstvertrauen entstehen trotz ungeliebter Pfunde? Das alles und viel mehr sind wichtige Themen, um die es u.a. gehen kann.

 

Einige meiner Patientinnen sagen über ihre Fettleibigkeit: "Das bin nicht wirklich ich!" Ganz anders dagegen die couragierte Autorin Gisela Enders die sich für das Ansehen und gegen eine Ungleichbehandlung einsetzt. Sie ist ein Vorbild für alle, die sich so akzeptieren lernen möchten, wie sie sind, nämlich adipös (d.h. fettleibig). Was das für die verschiedenen Lebensbereiche bedeutet, darüber setzt sie sich in ihrem Buch "Dick das Leben" auseinander. Dabei spart sie auch nicht das leidige Kapitel Therapie und die Begegnung mit Ärzten aus. Ein gutes und empfehlenswertes Buch.

 

Mit meinem Projekt "Der kleine Burgsalon" möchte ich Betroffenen den entsprechenden Raum für eine Auseinandersetzung mit all diesen Themen und Erfahrungen geben. Hier geht es nicht um die übliche Erwartungshaltung einer Gewichtsreduktion. Der Anti-Diät-Ansatz ist zwar die Grundlage unserer Gruppenarbeit und in der geleiteten Selbsthilfegruppe, er stellt jedoch keine Doktrin für eine Gruppen-Teilnehme dar. Selbstverständlich schließt die Arbeit in einer Gruppe das Experimentieren mit dem eigenen Körper mit ein. Gerne unterstütze ich Sie dabei. Mehr dazu finden Sie "Bei Essstörung".