Positive Psychologie

22.04.2018
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... bezeichnet den Bereich der akademischen Psychologie, der sich mit dem gelingenden und erfüllten Leben beschäftigt. Positive Psychologie wird inzwischen als Psychotherapie-Methode angeboten, aber eigentlich ist sie das gar nicht (oder noch nicht). Es handelt sich vielmehr um das jüngste Forschungsgebiet der Psychologie, und dabei geht es um die wissenschaftlichen Fragen, wie psychisches Wohlbefinden und persönliche Entwicklung für Menschen unterstützt und aufrechterhalten werden kann.

 

 

Klinische Psychologie dagegen ist der Zweig, welcher die Grundlagen des Erkennens und Behandelns von seelischen Störungen untersucht. Die Klinische Psychologie ist von Martin Seligman (Mitbegründer der Akademie für Positive Psychologie 1998) oft als eine Opfer-Wissenschaft ("Victomology") bezeichnete worden. Damit will er die Forschungsergebnisse der Klinischen Psychologie keinesfalls entwerten, vielmehr kritisiert er die einseitige Orientierung der psychologischen Forschung an Störungskriterien. Er erinnert daran und betont die Tatsache, dass die Abwesenheit von Krankheit längst noch keine Gesundheit ist! Martin Seligman war übrigens durch seine Arbeiten über Depression sehr bekannt geworden, auf ihn geht die "Theorie der erlernten Hilflosigkeit" zurück.

 

 

Die Positive Psychologie (nach Seligman) ist außerdem nicht zu verwechseln mit der Positiven Psychotherapie (nach Peseschkian). Die Positive Psychotherapie (nach Peseschkian) ist ein tiefenpsychologisch fundiertes Therapieverfahren. In beiden steht Positiv gleichermaßen für lat. Positum (d.h. das Vorhandene, das Vorgegebene). Denn hier stehen für eine Problemlösung die Ressourcen und Fähigkeiten des Menschen orientierend im Fokus, und das Menschenbild der Humanistischen Psychologie (nach A. Maslow und C. Rogers) ist die zugrunde liegende Sichtweise dafür. In der Tradition der Humanistischen Psychologie wird der Mensch von Grund auf positiv gesehen, mit einem in sich bergenden Entwicklungspotential, das es zu fördern gilt. Im Menschenbild der Tiefenpsychologie dagegen kann der Mensch von unbewussten Konflikten beherrscht werden, ohne deren psychotherapeutische Aufdeckung und Bearbeitung keine Weiterentwicklung und Problemlösung für den Menschen zu erwarten ist. In der Auffassung der Humanistischen Psychologie jedoch gehören Konflikte, auch krank machende, zu einer natürlichen Selbstaktualisierungstendenz des Menschen dazu und müssen keineswegs in den psychotherapeutischen Mittelpunkt gestellt werden. Vielmehr stehen zur Problemlösung die Ziele und positiven Fähigkeiten in der Betrachtung, welche die Selbstaktualisierung des Menschen nach vorne bringen, (die Personenzentrierte Gesprächstherapie nach Rogers ist das bekannteste Psychotherapieverfahren in der Tradition der Humanistischen Psychologie). Soweit kurzerklärt die grundsätzlich unterschiedlichen Sichtweisen über die Natur des Menschen (Menschenbild), welche auch unterschiedliche therapeutische Herangehensweisen zur Problemlösung postulieren. Die Positive Psychotherapie (nach Peseschkian) und die Personenzentrierte Gesprächstherapie sind demnach Psychotherapieverfahren. Die Positive Psychologie dagegen widmet sich der Forschung menschlicher Entwicklung, wobei es eben nicht um Krankheitsfaktoren geht, sondern um die optimale Leistungsfähigkeit und Quellen psychischer Gesundheit.

 

 

Die Positive und transkulturelle Psychotherapie (nach Nossrat Peseschkian) entwickelte sich übrigens bereits in den 70iger Jahren in Deutschland und hat ihren Sitz in Wiesbaden. Erst in den 90iger Jahren, und völlig unabhängig von dieser, entwickelte sich die Positive Psychologie (nach Seligman) in den USA und wird in Deutschland noch gar nicht so stark wahrgenommen. Positive Psychologie ist auch keineswegs mit positivem Denken gleichzusetzen. Vielmehr verfolgt sie das Ziel, Faktoren zu entdecken, womit Gemeinschaften und Einzelne unterstützt werden können, um mehr aufzublühen (Flourishing and Flowing). Es geht um das Entwicklungspotential des Menschen. Sie ist somit eine sinnvolle Ergänzung für Coaching und Psychotherapie. Seligman und seine Mitarbeiterinnen entwickelten eine Klassifikation von Charaktereigenschaften als Gegenstück zur DSM-Klassifikation psychischer Störungen. Damit sollte in der Forschung um psychische Gesundheit und Entwicklung des Menschen die Orientierung an Erkrankungen überwunden werden. Mit der systematischen Beschreibung solcher Charaktereigenschaften flossen zahlreiche Erkenntnisse in spezifische Interventionen ein. Die Interventionen aus der Positiven Psychologie werden empirisch untersucht und sind inzwischen mit zahlreichen Studien gut belegt worden (Peteron 2016, Lyubomirsky 2008, Frederickson 2009, Hefferon & Boniwell 2011, Park & Biswas-Diener 2013).

 

 

Viele dieser Übungen habe ich längst in meine Arbeit integriert. Ich widme mich immer wieder gerne den Erkenntnissen der Positiven Psychologie, die sich ähnlich wie die Systemlehren ständig weiterentwickelt. Gerne unterstütze ich auch Sie damit, sowohl im Coaching, als auch mit einer ziel- und ressourcenorientierten Psychotherapie in meiner Praxis. Vor allem im Stressmanagement und in der Behandlung von Burnout gehören Übungen aus der Positiven Psychologie zu einem unentbehrlichen Repertoire.

 

 

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