Krankheit verstehen

12.12.2017
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In einem interessanten Buch von Anne Wilson Schaef (Quellverzeichnis weiter unten) lese ich in diesen Tagen, dass für Einheimische auf Samoa Krankheitssymptome keineswegs Anzeichen für einen "mechanischen Defekt" sind, sondern dass sie dabei immer an eine mögliche reale Erkrankung des Geistes glauben. Von einer exakten Unterscheidung der Begriffe "Geist" und "Psyche" einmal abgesehen, schwingt für Samoaner bei allen Krankheiten das mit, was wir als eine "psychische" oder auch "psychosomatische Störung" bezeichnen würden. Und aus vielen Texten dieser so lehrreichen Lektüre entnehme ich auch, dass dies bei vielen Urvölkern seit hunderten von Jahren ein ganz normaler Grundgedanke ist! Die moderne Psychosomatik ist eine noch sehr junge Teildisziplin der westlichen Schulmedizin, die sich mit der psychischen Komponente der Entstehung und Aufrechterhaltung von Erkrankungen beschäftigt und sie dann mit Psychotherapie behandelt.

 

Sowohl in der psychosomatischen Klinik, in der ich nun seit über 20 Jahren mitwirke, als auch in meiner eigenen Praxistätigkeit erlebe ich unter den Patientinnen und Patienten die noch immer weit verbreitete Stigmatisierung von psychischen Problemen in unserer Gesellschaft. Der Besuch bei einem Facharzt für Psychotherapie, einer Psychologin oder einem Heilpraktiker für Psychotherapie wird leider noch oft als peinlich angesehen, der Schritt in eine Therapie fällt meistens schwer. Dabei geht es um mehr als das Eingeständnis, Hilfe zu benötigen - man will doch "keinen an der Klatsche haben", bekomme ich erschreckenderweise häufig zu hören! 

 

Die schädlichen Auswirkungen von Stress sind heute weit bekannt und ich erlebe dennoch auch in medizinischen Fachkreisen eine ausgeprägte Trennung zwischen körperlichen und psychischen Leiden. Die sogenannten psychosomatischen Erkrankungen werden in der Schulmedizin separat kategorisiert! Da stellt sich mir schon die Frage, wie ganzheitlich eine schulmedizinische Psychosomatik letztendlich sein kann? Aber zweifellos ist sie eine starke Aufforderung zum Paradigmen-Wechsel im medizinischen Denken des Westens. Das Manko der westlichen Krankheits-Auffassung drückt Anne Wilson Schaef nun sehr treffend aus, und ich zitiere:

 

"Die Autorin [auf die sie sich bezieht, nämlich Patricia Kinloch]  macht in ihrem faszinierenden Büchlein [Talking Health but Doing Sickness: Studdies in Samoan Health, Victoria Universitiy Press, Wellington, Neuseeland 1985] darauf aufmerksam, dass westliche Menschen aufgrund ihrer mechanistischen Wissenschaft dazu neigen, Krankheiten als eine Art biologisches, mechanisches Versagen zu sehen. Wir glauben, wenn Fehler einfach nur richtig diagnostiziert und behoben werden oder ein entsprechendes Ersatzteil gefunden werden kann, können und sollten wir so gut wie neu sein. Es wird kaum erkannt, dass die meisten Krankheiten auch eine geistig/ seelische Komponente umfassen. Selbst eine Krebserkrankung, die durch den Kontakt mit krebsauslösenden Substanzen auftritt, kann die Erkrankung des Geistes einer Gesellschaft sein, für die Geld wichtiger ist als saubere Luft, frisches Wasser und gesunde Nahrung. Krankheit ist ein komplexer Vorgang, und es gibt viele Perspektiven, von denen aus man sie verstehen kann. Die Samoaner haben uns etwas über Gesundheit zu lehren, wenn wir bereit sind zu lernen." (Anne Wilson Schaef, Weisheit der Urvölker für westliche Köpfe, Betrachtungen für jeden Tag, angeregt von Stammesvölkern unserer Welt, 1996, S. 29.Okt.)

 

Wir sind keine Maschinen und unser menschlicher Körper ebenso wenig! Wir können unser mechanistisches Bild vom Menschen und der Natur revidieren und von ganzheitlichen Therapie-Konzepten zur Problemlösung profitieren! Gerne begleite ich Sie auf einem Weg, die eigene Gesundheits-Störung umfassender verstehen und wieder der eigene Körper sein zu können. Gerne arbeite ich mit Ihnen an ganzheitlichen Lösungs-Ansätzen.

 

 

 

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