Psychische Störungen und Homöopathie/ Teil I

04.02.2017

 

Im folgenden Artikel möchte ich auf die konzeptionellen Grundlagen einer homöopathischen Behandlung bei psychischen Störungen eingehen.

 

Geschichtliches:

Sowohl die Homöopathie, als auch die moderne Psychiatrie entstanden um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Die Psychiatrie ist eine Teildisziplin der Medizin, die sich heute mit der Vorbeugung, Diagnostik und Behandlung von psychischen Störungen beschäftigt. Wilhelm Griesinger (29.07.1817 bis 26.10.1868) gilt als einer der Begründer der modernen, naturwissenschaftlichen Psychiatrie und war damals ein deutscher Psychiater und Internist.

 

Homöopathisches Krankheitsverständnis:

Samuel Hahnemann (10.04.1755 bis 02.07.1843) war Begründer der Homöopathie und ebenfalls Arzt. Zu seinen Lebzeiten, also vor ca. 200 Jahren steckte die Psychiatrie noch ganz in den Anfängen. Während die damaligen Psychiater psychische Störungen als alleinige Erkrankung des Gehirns betrachteten, hatte Hahnemann ein ganzheitliches Krankheitsverständnis. Indem er bei seinen Behandlungen die körperlichen und psychischen Symptome gleichermaßen berücksichtigte, verließ er das in der Medizin übliche Ursachen-Wirkung-Paradigma und entwickelte mit der Homöopathie ein holistisches Krankheitskonzept.

 

Die Homöopathen konzentrieren sich bei ihren Behandlungen ganz pragmatische auf die phänomenologische Fallbeschreibung des Patienten. Sie hören der Beschreibung des Erkrankten genau zu und stellen detaillierte Fragen - weniger zur Erforschung und Diagnosestellung, sondern in erster Linie auf der Suche nach der passenden Arznei zur Heilung der Erkrankung.

 

Bei einer homöopathischen Behandlung wird das Individuelle eines Krankheitsbildes bei jedem Einzelfall berücksichtigt. Damit haben wir heute mit der Klassischen Homöopathie eine sehr persönliche Behandlungsmethode. Leider wird die Homöopathie auch ca. 200 Jahre nach Hahnemann von der modernen Wissenschaft immer noch abgelehnt und angegriffen mit der Begründung, sie entbehre den wissenschaftlichen Wirknachweis. Zwar kümmert sich nun seit drei Jahrzehnten die Carstens-Stiftung um solche wissenschaftlichen Nachweise - aber dennoch kann festgehalten werden, dass die Homöopathie vor allem eine Erfahrungsmethode ist und in ihrer 200 jährigen Geschichte auf sehr viel Erfahrung basiert.

 

"Die Krankheit ist in der Mehrzahl der Fälle keine lokale, sondern eine ganzheitliche Störung, d.h. eine Allgemeinerkrankung, die sich nicht unmittelbar an einzelnen Stellen ihres Auftretens erklärt und behoben werden kann [...]. Sie ist nicht identisch mit ihren lokalen Manifestationen. Sie drückt sich in den Symptomen nur aus, und zwar in der Gesamtheit der Symptome." (Hahnemann, Organon § 7; § 91 ff.)

 

Hahnemann war kein Psychologe. Dennoch beobachtete er die psychischen Zustandsbilder bei seinen Patienten sehr genau. Er trennte nicht zwischen Medizin und Psychologie. Indem die Homöopathie von Anfang an die psychischen Aspekte in die körperliche Medizin integrierte und so die seelischen Symptome mit erfasst werden, war sie von Beginn an eine "psychosomatische" Medizin, lange bevor es diese heute so moderne Richtung überhaupt gab! 

 

Die Homöopathie unterscheidet sich von der heutigen Psychosomatik dadurch, dass sie keine eigene psychologische Theorie wie z.B. die Neurosenlehre aufstellt. Die Gemütssymptome sind oft ausschlaggebend für die Arzneiwahl. Bei der Erforschung und Herstellung von homöopathischen Arzneien wurde von je her das ganzheitliche Wirkspektrum (auf Körper und Geist) untersucht. Dieses Wirkspektrum ist gemeint, wenn von einem sog. Arzneimittelbild die Rede ist.

 

Behandelt wird in der Homöopathie nach dem Simili-Prinzip; d.h. eine Behandlung erfolgt mit derjenigen Arznei, die mit ihrem Arzneimittelbild möglichst alle Symptome des Patienten abdeckt. Das Arzneimittelbild beinahe jeder homöopathischen Arznei hat auch Gemütssymptome (Organon §§ 211; 213; 217).

 

"In jeder so genannten Körperkrankheit ist die Gemüts- und Geistesverfassung allemal mit verändert."  (Hahnemann, Organon § 210)

 

Worin sich nun psychosomatische Erkrankungen von den psychiatrischen unterscheiden, ... und wie die homöopathische Sichtweise darauf eine überraschend klare und ganzheitliche bleibt, das möchte ich Ihnen im II. Teil zu diesem Thema darlegen.

 

Gerne stehe ich Ihnen auch beratend für eine homöopathische Behandlung begleitend zur Psychotherapie zur Verfügung und freue mich über Ihren Anruf oder eine Mail.